Wortartistik

Schreiben macht Spaß. Als professioneller Schreiberling ist man aber immer den Verschlimmbesserungen seiner Kunden ausgesetzt. Schön, wenn man sich abundzu auf eine Insel des Momentanen und noch geringer Durchdachten zurückziehen kann.

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Zu Stuttgart 21

Eine schreckliche Erkenntnis hat mich übermannt: In mir schlummert ungemeine kriminelle Energie. Wenn ich lesen muss, dass Kriminalität jede Form eines Übergriffs auf Rechtsgüter einer anderen Person bezeichnet und somit als der entscheidende Gegenspieler für das harmonische Zusammenleben von Personen, und ihrer Moral, innerhalb und außerhalb einer Gruppe, einer Gesellschaft, eines Volkes oder zwischen den Völkern gilt – da bin ich doch kriminell.
Allein die Tatsache, ohne jeden Grund zu bestimmten Uhrzeiten meine Mitmenschen mit Lärm zu belästigen und damit das harmonische Zusammenleben zu stören – das ist kriminell.
Wer sich Bauarbeitern in ihrem ehrenvollen Bestreben, ihrer Handwerkskunst nachzugehen, in den Weg stellt, wider besseres Wissen, dass sie doch etwas fürs Gemeinwohl und die Zukunft tun – der ist doch unmoralisch, kriminell.
Wer Straßen bevölkert, brave Autofahrer nötigt, anzuhalten und Informationsbroschüren zu lesen, die doch niemanden interessieren – das ist Freiheitsberaubung, Nötigung, kriminell.
Und dann noch die Tatsache sich mit anderen zusammenzurotten, die skrupellos Lügen und Halbwahrheiten verbreiten, demokratische Prozesse verunglimpfen und ignorieren, Menschen aufhetzen – lauter kriminelle Subjekte, und ich mittendrin.
Was ist da dagegen beispielsweise das Versprechen eines damals angehenden, jetzt regierenden Oberbürgermeisters, eine Bürgerbefragung durchzuführen, um es nach der Wahl schnell wieder zu vergessen. Oder das Anhydrid-Gutachten, das seit 2003 in irgendwelchen Aktenschränken sachgemäß, also unzugänglich gelagert wird, ohne in die demokratischen Entscheidungsprozesse mit einbezogen zu sein, da es ja keiner kennt.
Was sind hier die Schönrechnereien eines professionellen Vorrechners bzw. Verrechners der Deutschen Bundesbahn, der seine Künste schon mehrfach unter Beweis gestellt, zuletzt beim Bahnhof in Berlin, und der sich natürlich für seine Rechenkünste nicht verbürgen will, weil das ist ein schlechtes Wort.
Man könnte das fortsetzen, aber: Es geschieht alles auf dem Boden der Rechtsstaatlichkeit, zum Wohle des Volkes und dem harmonischen Zusammenleben von Personen, niemals Betrug, sonder maximal „corriger la fortune“, denn was das Volk nicht weiß, macht es nicht heiß und wenn ich dann dazu neige, mir vorzustellen, denn Bauzaun einzureißen…also nur vorstelle oder das Finanzamt zu bescheißen…also auch nur vorstelle…weil ich keine Lust verspüre, das steingewordene und verkehrstechnisch unnütze Denkmal eines OBs und seine Mehrkosten mitzutragen – dann schlummert in mir ungeahnte und gesellschaftsbedrohende kriminelle Energie.
Die Gesellschaft, das Gemeinwohl, das harmonische Zusammenleben wird von mir gefährdet, ich habe es erkannt und beschlossen: Ich muss in Sicherheitsverwahrung.
Am besten, ich kette mich an einen Baum.

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Als kleiner Beitrag zum Schillerjahr, eine äußerst freie Adaption des Themas „Glocke“

Zwei Glocken poppen
Sie zeugen einen Klang,
BimBam

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Der kürzeste Einakter für zwei Personen (von Hans-Georg Arzt, alias Nessie)

P1: Siehst du den Baum dort in der Ferne.
P2: Nein.
P1: Nein? Ich auch nicht. Das irritiert mich.